Auf dem Weg ins Wochenende hat mich eine Geschichte aus der letzten Woche beschäftigt: Im Rahmen einer für die Mitglieder vollständig kostenfreien und ohne Gewinnabsichten betriebenen Community wird ein Teil der Inhalte vor der Veröffentlichung von einem Moderator überprüft.
Anfrage eines Mitglieds: Die Überprüfung meiner Inhalte dauert viel zu lange, was früher Minuten gedauert hat, dauert heute Stunden.
Moderator: Wir bemühen uns um eine schnellstmögliche Freischaltung. Da wir dies alle ehrenamtlich machen, kann es durchaus einmal zu Verzögerungen von einigen Stunden kommen.
Mitglied: Da ihr die ehrenamtliche Tätigkeit ja freiwillig macht, braucht ihr euch auch hinterher nicht darüber zu beschweren!
Auch wenn ich dem in letzter Zeit wieder häufiger zu lesenden Schlagwort „Kostenlos-Kultur“ nur bedingt etwas abgewinnen kann, ein großer Teil der User einer Online-Community „investiert“ ja auch eine nicht unbeträchtliche Menge an Zeit, stellt man sich in Anbetracht dieses Disputs doch die Frage: Wie viel versteht der Durchschnittsbenutzer von der Funktionsweise einer Online-Community bzw. wie viel will er davon verstehen? Ob im „realen Leben“ ein Vereinsmitglied dem Vorstand sagt, er solle sich aufgrund des selbstgewählten Schicksals nicht so anstellen und lieber schneller Arbeiten, wage ich eigentlich zu bezweifeln.
Dass Social Networks in vielen Fällen ein Abbild der Gesellschaft sind, ist hinlänglich bekannt. Was mich interessieren würde: Gibt es Untersuchungen dazu, ob sich das Sozialverhalten einzelner Mitglieder im Rahmen einer relativ offenen Community, sprich die Mitglieder verwenden zu großten Teilen ihren Klarnamen, signifikant von deren Sozialverhalten im realen Leben unterscheidet?