Fake-Profile in Online-Communitys identifizieren

Vor einigen Wochen hatte ich mich im Community Management Blog schon mit der Frage beschäftigt, ob Fake-Profile von Seiten des Community Managements eingesetzt werden. Dass Fake-Profile von Mitgliedern genutzt werden, ist hingegen ein offenes Geheimnis.

Im Rahmen dieses Artikels möchte ich eine kurze Einführung zur grundsätzlichen Problematik und einige Praxis-Tipps geben, wie Fake-Profile erkannt werden können.

Was sind Fake-Profile?
Bei einem Fake spricht man von einer Fälschung oder auch einem Schwindel. D.h. in einem Fake-Profil macht ein Mitglied übertriebene oder sogar komplett falsche Angaben. Die Motive sind höchst unterschiedlich. Beispiele können sein:

  • Aufwertung der eigenen Person
  • Angst vor der Veröffentlichung realer Daten
  • Betrugsabsichten

Warum bzw. wann sind Fake-Profile problematisch?
Bedingt durch die grundsätzlichen Freiheiten und die vermeintliche Anonymität im Internet werden falsche Angaben in Community-Profilen eher in die Rubrik Kavaliersdelikte eingeordnet. Realistisch betrachtet handelt es sich allerdings eher um Betrug. Betrug an den anderen Mitgliedern der Community und natürlich auch an den Betreibern der Community selbst. Während viele Fake-Profile oftmals zu Unterhaltungszwecken angelegt werden, gibt es allerdings auch weit problematischere Verwendungszwecke: Von der Störung des Community-Betriebs über die Unterstützung realer Profile mit einem Zweit- oder gar Dritt-Profil bis hin zur bewussten Täuschung mit Betrugsabsichten. Spätestens hier hört der Spaß auf. Um so wichtiger ist es, Fake-Profile schnell zu erkennen und zu entfernen.

Heransgehensweisen
Für das Aufspüren von Fake-Profile gibt es zwei Herangehensweisen:
Der bestehende Verdacht, z.B. durch Hinweise anderer Mitglieder
Die systematische / vorbeugende Suche nach Fake-Profilen

Offensichtlich gefälschte Profile, beliebte Beispiele sind die Klassiker Max Mustermann oder Mickey Mouse, sind leicht zu erkennen und können getrost direkt gelöscht werden. Schwieriger wird es, wenn die Fake-Profile mit größerem Aufwand angelegt und gepflegt werden. Im Folgenden möchte ich daher einige Ansätze vorstellen, wie Fake-Profile respektive Zweit-Accounts entlarvt werden können.

  • Doppelt genutzte IP-Adressen
    Die meisten Community-Tools bieten für das Community Management die Möglichkeit, die IP-Adressen anzeigen zu lassen, mit denen sich das Mitglied eingeloggt oder Beiträge verfasst hat. Bei einem Anfangsverdacht kann man so vergleichen, ob von ein und derselben IP-Adresse mehrere Accounts genutzt wurden. Achtung: IP-Adressen werden im Regelfall für jede aufgebaute Internetverbindung neu vergeben, es sind also zufällige Dopplungen möglich. In Firmennetzwerken wird nach außen für mehrere Rechner oft die gleiche IP-Adresse weitergegeben. Und es soll auch nette Menschen geben, die für Freunde die Urlaubsbetreuung des Profils übernehmen. D.h. eine Dopplung der IP-Adressen ist immer nur ein Indiz!
  • Abgleich von E-Mail Adressen
    Auch wenn die meisten Software-Tools für Online-Communitys inzwischen jede E-Mail Adresse nur einmal für eine Registrierung akzeptieren, kann sich ein Abgleich hier im Einzelfall lohnen.
  • Beobachtung des Verhaltens
    Besteht ein Anfangsverdacht, kann das aktuelle und vergangene Verhalten eines Mitglieds analysiert werden, um evtl. Zweit- oder Dritt-Accounts zu enttarnen. Typische Fragestellungen: Wann ist das Mitglied aktiv? Gibt es Besonderheiten im Schreibstil, treten z.B. bestimmte Erkennungsmerkmale wie Tippfehler oder Abschiedsfloskeln doppelt auf?
  • Beziehungen der Mitglieder untereinander
    Lohnenswert ist auch die Beziehungen von Mitgliedern genauer unter die Lupe zunehmen.   Auffällig wäre beispielsweise, wenn in einem Forum ein Mitglied immer nur auf die Beiträge eines bestimmten anderen Mitglieds antwortet, um dessen Statements zu unterstützen. Oder wenn  Beiträge eines Mitglieds immer wieder von einem bestimmten Mitglied nach einigen Tagen gepushtwerden. Gibt es innerhalb der Community ein Bewertungssystem, lohnt auch hier ein Blick hinter die Kulissen, wer – wen – wie bewertet hat. Vorschnelle Beurteilungen sollten vermieden werden: Untereinander bekannte Mitglieder pflegen oftmals kleine Unternetzwerke mit entsprechenden Auswirkungen auf Bewertungen, Unterstützung bei Diskussionen etc.
  • Registrierungsdatum
    Das Beitrittsdatum eines Mitglieds kann auch einen Hinweis auf Fake-Profile geben. Tauchen in einer hitzigen Diskussion plötzlich neue Mitglieder auf, die vehement Partei für ein Statement oder ein bestimmtes Mitglied ergreifen, ist auch hier besondere Aufmerksamkeit gefragt. Auch beliebt: Nach Sperrung oder Ausschluss eines Mitglieds taucht dieses mit einem neuen Account direkt wieder auf.
  • Der Offline-Check
    Werden in einer Online-Community reale Angaben, wie z.B. Adressen oder Namen verlangt, kann eine Suche im Telefonbuch oder über eine Suchmaschine zumindest einen ersten Überblick darüber geben, ob die Angaben korrekt sind oder zumindest korrekt sein könnten. Klassiker sind beispielsweise die Angabe nicht existierender Straßen / Wohnort-Kombinationen.
  • Wer-kennt-wen?
    Hilfreich kann es auch sein, alteingesessene Community-Mitglieder zu fragen, ob sie ein bestimmtes Mitglied persönlich kennen, schon Kontakt mit ihm hatten oder wie sie das Mitglied einschätzen würden. Gerade die aktiven Mitglieder verbringen viel Zeit in der Community und haben oftmals einen erstaunlich guten Überblick darüber, was in der Community passiert oder welche Mitglieder sich auffällig verhalten.
  • Private Nachrichten und Co.
    Aus Sicht des Datenschutzes mit Sicherheit nicht unproblematisch, aus Sicht des Community Management mitunter aufschlussreich: Im Verdachtsfall einen Blick in die interne Mailbox des Community-Mitglieds werfen. Sind dort beispielsweise auffällig viele Nachrichten mit werblichem Inhalt zu finden, ist Vorsicht geboten. Aber auch auffällig wenige Nachrichten können ein Anhaltspunkt sein. Gerade mit Zweit-Accounts werden meist keine Internen Nachrichten verschickt, da die Kommunikation mit anderen Mitgliedern über den „realen“ Erst-Account läuft.
  • Zeitspanne Registrierung (Update 03.03.2011)
    Ein weiterer interessanter Ansatz, ist das Anmeldeverhalten zu untersuchen. Konkret: Die Zeitspanne zu messen, die ein Nutzer zum kompletten Anlegen eines Accounts benötigt – und diesen Wert vergleichen mit der Zeitspanne, die ein „Normaluser“ braucht. Mit dieser Methode lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit vor allem automatisiert angelegte Fakeprofile identifizieren.

Fake-Verdacht: Und jetzt?
In meinen Augen ist es wichtig, keine schnellen Vorverurteilungen zu treffen. Auch wenn es Anhaltspunkte gibt, kann es sich immer noch um Zufälle, Gefälligkeitsdienste oder ähnliches handeln. Je mehr Anhaltspunkte für eine Fake- oder Zweit-Profil bestehen, desto größer ist natürlich die Wahrscheinlichkeit.

Empfehlung: Offensichtliche Fakes, Mickey Mouse lässt grüßen, können direkt gelöscht werden. In weniger offensichtlichen Fällen kann der Account zunächst gesperrt und das Mitglied per E-Mail um Stellungnahme gebeten werden. In der E-Mail sollte ein bestimmter Zeitpunkt genannt werden, bis wann die Rückmeldung erfolgen muss. Urlaubszeiten etc. sollten dabei natürlich einkalkuliert werden. Wichtig: In der E-Mail auf die Problematik von Fake-Profilen hinwiesen und vor allem offen die konkreten Verdachtsmomente ansprechen, so dass das Mitglied gegebenenfalls auf die einzelnen Punkte eingehen kann. Geht man offen mit der Thematik um, reagieren auch zu unrecht verdächtige Mitglieder im Regelfall positiv.

Aus meiner Erfahrung heraus wird sich in 95% der Fälle der Inhaber eines Fake-Profils nicht die Mühe machen, die Verdachtsmomente ausräumen zu wollen bzw. es wird leicht zu erkennen sein, dass die Angaben falsch sind. Nach Verstreichen der Frist bzw. wenn die Verdachtsmomente nicht ausgeräumt werden konnten, kann der Account guten Gewissens gelöscht werden.

Motivationsfaktoren für ein Engagement in Online-Communitys

Da die Veröffentlichung des eBooks Leitfaden Community Management sich leider nach hinten verschiebt, werde ich vorab zumindest einige Auszüge veröffentlichen.

Unter der Fragestellung „Warum engagieren sich Menschen in Online-Communitys?“ habe ich mich für das eBook u.a.  mit den grundsätzlichen Motivationsfaktoren für ein Engagement in Online-Communitys auseinandergesetzt:

Die Frage, was denn eine Online-Community überhaupt ist, wurde im vorhergehenden Abschnitt beantwortet. Es stellt sich im nächsten Schritt die Frage, was Menschen dazu motiviert, in Online-Communitys aktiv zu werden und (oftmals sogar kostenlos) Inhalte bereitzustellen.

Rückmeldung aus dem Sozialen Netzwerk
Der Mensch ist bekanntlich ein soziales Wesen, die Grundvoraussetzungen für die Teilnahme an einer (virtuellen) Gemeinschaft sind also gegeben. Für den längerfristigen Verbleib innerhalb einer Gemeinschaft ist es für das Mitglied allerdings wichtig und eigentlich sogar unabdingbar, dass ein Feedback aus dem sozialen Netzwerk für die Aktivitäten des Mitglieds erfolgt. Das Feedback kann auf unterschiedlichste Art und Weise erfolgen, z.B. durch Kommentare zu Aktionen.Wichtig ist einzig, dass ein Feedback erfolgt und dem Mitglied so signalisiert wird: Du wirst wahrgenommen und bist Teil dieser Gemeinschaft!

Der persönliche Nutzen steht im Vordergrund
Das Engagement einer Online-Community steht unter einem zentralen Aspekt: dem persönlichen Nutzen bzw. dem persönlich empfundenen Mehrwert. Die Ausgestaltung des persönlichen Nutzens könnte allerdings unterschiedlicher kaum sein. Zum einen spielt die Persönlichkeit eine wichtige Rolle und zum anderen auch das Netzwerk als solches, in dem das Engagement erfolgt. Beispiele für einen persönlich empfundenen Nutzen können u.a. sein:

  • Selbstbestätigung
  • Geborgenheit / Schutz
  • Monetäre Aspekte

Allen Aktivitäten gemeinsam ist allerdings, dass das jeweilige Mitglied durch seine Aktivitäten einen persönlichen Mehrwert empfindet. Auf den ersten Blick ist nicht immer erkennbar, welche Motive hinter dem Engagement eines Mitglieds in einer Online-Community stehen. Aber auch wenn die Motive bekannt sind, sind diese für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar. Dies führt häufig zu der landläufigen Meinung, dass sich Community-Mitglieder völlig selbstlos und ohne „Vergütung“ engagieren.