Ausnahmsweise mal kein Rezensionsexemplar, sondern ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum, ist das Buch „Gestatten: Elite – Auf den Spuren der Mächtigen von morgen„ aus der Feder der jungen Journalistin und Autorin Julia Friedrichs.
Das Erstlingswerk von Julia Friedrichs hat Anfang letzten Jahres vor dem Hintergrund der aktuell immer wieder aufkeimenden Elite-Diskussion für Diskussionsstoff (1, 2) gesorgt und dem Buch zur inzwischen 8. Auflage verholfen. Angeregt durch Bewerbungsgespräche mit der namhaften Unternehmensberatung McKinsey und mit einem lukrativen Job-Angebot der Firma in der Tasche, hat sich die Autorin bewusst gegen die Karriere in der Unternehmensberatung entschieden und sich stattdessen 1 1/2 Jahre lang auf die Spuren der Elite in Deutschland begeben. Die Stationen reichen dabei von der Vorschule mit Kinder-Yoga und Englisch-Unterricht für Zweijährige über Elite-Internate bis hin zu privaten Hochschulen wie der European Business School. Dabei macht die Autorin deutlich, dass der vielgepriesene Ansatz der „Leistungs-Elite“ in Deutschland nur in den wenigsten Fällen der Realität entspricht, auch wenn dies im Rahmen der Diskussion um die Elite-Förderung, nicht nur von Politikern, gerne ins Feld geführt wird. Die Herkunft ist nach den Ergebnissen der Autorin in den meisten Fällen viel entscheidender als die Leistung.
Der Netzwerkfaktor
Dem geneigten Leser des Community-Management Blogs stellt sich spätestens jetzt die Frage: Wo ist hier der Bezug zum Thema Community-Management? In nahezu allen Stationen, die Julia Friedrichs im Rahmen ihrer Recherchen ansteuert, spielt vom Kindergarten bis hin zum Studium ein Element eine entscheidende Rolle: Das Netzwerk. Neben der Ausbildung als solches sind die Elite-(Hoch-)Schulen nach amerikanischem Vorbild wahre Meister darin, die Studenten untereinander, mit den Alumni und Vertretern der Wirtschaft zu vernetzen. Was vielen anderen, meist staatlichen, Einrichtungen nur schwer gelingt, schaffen die privaten Einrichtungen nicht nur für die Zeit der Ausbildung. teilweise halten diese Netzwerke / Seilschaften ein Leben lang.
Neben den realen Netzwerken schaut sich die Autorin auch in geschlossenen Online-Netzwerken wie schwarzekarte.de und dem inzwischen geschlossenen reicher-als-du.de um. Beide Netzwerke sind nach dem Vorbild von aSmallWorld aufgebaut und nehmen neue Mitglieder nur auf Basis von Einladungen auf. Ziel: Den Zugang beschränken, somit das Interesse von Außenstehenden an einer Mitgliedschaft erhöhen und natürlich den Mitgliedern ein Gefühl des Besonderen zu vermitteln.
Fazit
Gestatten: Elite – Auf den Spuren der Mächtigen von morgen ist ein kurzweiliges Sachbuch, was interessante Einblicke in die Ausbildung der (teilweise selbsternannten) Eliten in Deutschland liefert und mehr als einmal zum Schmunzeln, Nachdenken oder schlichtem Kopfschütteln animiert. Der Bezug zum Thema Community-Management wird erst auf den zweiten Blick deutlich, durch den Blick hinter die Kulissen der meist privaten Bildungseinrichtungen erhält man aber interessante Einblicke in den Aufbau und die Bedeutung von wertvollen und beständigen Netzwerken, offline wie online.
Details zum Buch
- Verlag: Hoffmann und Campe
- Erscheinungsdatum: Februar 2008
- ISBN-10: 345550051X
- ISBN-13: 978-3455500516
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Selbst Autor oder Verleger?
Gerne freue ich mich über (weitere) Rezensionsexemplare aus dem Community-Bereich zur Vorstellung im Rahmen dieses Blogs. Bei Interesse bitte kurze Nachricht an mich oder einfach einen Kommentar hier im Blog hinterlassen.