Digitales Mobbing eines „Schlag den Raab“-Kandidaten: Wo war das Community Management?

Wir schreiben Samstag, den 12. September 2009. Zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr startet die moderne Gladiatoren-Sendung „Schlag den Raab“, in welcher der Moderator Stefan Raab gegen einen von den Zuschauern ausgewählten Kandidaten antritt. Preisgeld für diesen Abend: 500.000 Euro. Kandidat der Zuschauer-Wahl ist diesmal Hans-Martin Schulze, ein 24-jähriger Pharmazie-Praktikant aus dem schönen Oldenburg. Die Sendung endet weit nach Mitternacht und Hans-Martin Schulze ist nach dem 15. und letzten Spiel um 500.000 Euro reicher.

Digitales Mobbing bei Twitter
Was in den Stunden dazwischen allerdings in den Social Media-Diensten passiert,  ist gleichermaßen interessant wie erschreckend. Innerhalb kürzester Zeit macht sich der Kandidat nicht nur beim Studiopublikum unbeliebt, sondern bringt auch die Netz-Gemeinde gegen sich auf. Was zum Start der Sendung mit witzig gemeinten Kommentaren der harmloseren Sorte beginnt, steigert sich im Verlauf der Sendung zu teilweise üblen Beschimpfungen, die ich an dieser Stelle auch nicht auszugsweise wiederholen möchte. Wer möchte, kann sich unter dem Hashtag #sdr selbst ein Bild über die Twittersuche machen. Erfreulicherweise gib es inzwischen auch zahlreiche Stimmen, die die gestrige Entwicklung gleichermaßen kritisch sehen. Unter anderem von Stefan Niggemeier im FAZ-Blog und im Blog von Richard Gutjahr.

Anti-Gruppen bei StudiVZ und Facebook
Doch damit nicht genug. Für den von der Twitter-Gemeinde kurzerhand zu „Hassmartin“ umgetauften Kandidaten wird ein Fake-Twitterprofil angelegt, welches  innerhalb kürzester über 400 Follower gewinnt. Auch bei StudiVZ und Facebook ist man aktiv. Während der Gruppenname „Die große Anti-Hans-Martin Gruppe“ bei StudiVZ fast noch harmlos klingt, wird man bei Facebook mit „Ich könnte Hans-Martin pausenlos die Fresse polieren!!!!!!!!!“ schon sehr viel deutlicher. Erwartungsgemäß schließen sich bis zum Ende der Sendung über 1.000 Mitglieder den Gruppen an. Inzwischen sind es weit über 4.000 Mitglieder.

Screenshot StudiVZ-Gruppe

Screenshot StudiVZ-Gruppe

Wo war das Community Management?
Keine Frage, Twitter und das Internet leben davon, dass eine weitestgehend freie Meinungsäußerung möglich ist. Dies soll und muss auch so bleiben, mit allen Vor- und Nachteilen. Aber in Bezug auf das selbsternannte Medienunternehmen StudiVZ und das kürzlich vom Stern mit „Generation Facebook“ geadelte Social Network Facebook, stelle ich mir angesichts der Entwicklung die Frage: Wo war bzw. wo ist eigentlich das Community Management? Ich vermute im mehr oder weniger wohlverdienten Wochenende… Wie kann es sein, dass bis zum jetzigen Zeitpunk die beiden genannten Gruppen immer noch existieren? Garniert mit beleidigenden Kommentaren der übelsten Sorte und natürlich auch mit wenig schmeichelhaften Fotos des Kandidaten Hans-Martin.

In mir wächst die leise Vermutung, dass das Community Management in den genannten Netzwerken entweder nicht über die nötige Sensibilität verfügt oder angesichts von Entwicklungen wie in der vergangenen Nacht schlichtweg überfordert ist. Im Internet gibt es eben so etwas wie Feierabend und Wochenende nicht. Was hier passiert, ist m.E. nichts weiter als „digitales Mobbing“ an einem Kandidaten einer zugegebenermaßen durchaus unterhaltsamen TV-Show. Ich sehe schon die Schlagzeilen in der nächsten Woche vor mir, wenn die klassischen Medien das Thema aufgreifen und, diesmal wohl zu recht, die Entwicklungen in den Sozialen Medien an den Pranger stellen.

Fazit
Millionen von Mitgliedern in der eigenen Community zu beherbergen, ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht interessant, sondern beinhaltet auch ein hohes Maß an Verantwortung. In erster Linie gegenüber den Mitgliedern, aber natürlich vor allem auch gegenüber Personen, die in negativer Weise von den Aktivitäten in den Netzwerken betroffen sind. Von einer Vorbildfunktion möchte ich gar nicht erst reden. Dafür hat neben der Geschäftsführung in erster Linie das Community Management Sorge zu tragen. Wenn das mit den aktuellen Strukturen und Prozessen nicht zu leisten ist, sollte hier definitiv schnell nachgebessert werden.

Community & Marketing 2.0 SUMMIT in Hamburg

Vom 16.-17. September 2009 findet im Hamburger east Hotel die Community & Marketing 2.0 SUMMIT statt. Die Veranstaltung hat zwei parallele Tracks, einer beschäftigt sich mit Community Management und der andere mit Marketing 2.0 bzw. Engagement Marketing. Fallbeispiele und Diskussionen wechseln sich dabei ab. Gegenstand sind u.a. Themen wie:

  • Was sind die Hebel für das Engagement?
  • Wie lassen sich Communitys und Social Networks aufbauen und aussteuern?
  • Wie sind Aktivitäten und Kampagnen in diesem Umfeld zu konzipieren?

Der Bundesverband Community Management (BVCM) e.V. ist Verbandspartner des Summit. Die BVCM-Mitglieder erhalten daher auch einen Sonderrabatt auf die Tickets. Weitere Infos dazu im BVCM-Blog.

Wenn alles klappt werde ich die Veranstaltung vor Ort für den Community Management Blog begleiten und zusätzlich die BVCM-Kollegen bei der Durchführung des Workshops „Community-Organisation“ unterstützen. In Vorbereitung auf diesen Workshop gibt es heute um 15 Uhr schon einen Video-Chat mit BVCM-Schatzmeister Mark Ralea.

Pre-Beta Test von evangelisch.de – Community-Portal der evangelischen Kirche

Für heute hatten die Macher von evangelisch.de, dem neuen Community-Portal der evangelischen Kirche, zum Pre-Beta Test eingeladen. Vielen Dank für die Einladung, der ich gerne gefolgt bin.

Kurz vorab: Mir ist bewusst, dass Glaube ein sehr emotionales und persönliches Thema ist. Das nachfolgend Geschriebene bezieht sich ausschließlich auf den aktuellen Stand des Community-Projekts evangelisch.de und sollte in keinster Weise wertend in Bezug auf das Thema Glaube im Allgemeinen verstanden werden.

Internetaffine Test-Teilnehmer
Eingeladen waren Personen aus dem Umfeld Redaktionsmitglieder. Insgesamt eine erfreulich bunte Mischung, anhand der hohen Twitter-Quote war aber zu erkennen, dass eigentlich alle Teilnehmer zumindest unter den Begriff „internetaffin“ fallen. Ziel des Tests: Die Tester sollten erste Einblicke in die neue Plattform erhalten und diese auf Basis eines kleines Aufgabenkatalogs, vor allem in Hinblick auf Usability-Gesichtspunkte, testen.

Drei Themenschwerpunkte
Die Plattform gliedert sich aktuell in drei Themenbereiche. Einmal einen redaktionellen Teil, der Themen des aktuellen Tagesgeschehens aus einem anderen Blickwinkel beleuchten soll –  sozusagen die Nachricht hinter der Nachricht. Weiterhin gibt es einen Info-Bereich, dessen Funktion allerdings noch nicht endgültig festgelegt worden ist. Als drittes natürlich noch den Bereich Community, für den später Community Manager Tom Noeding verantwortlich sein wird. Auf diesem Bereich lag auch das Augenmerk des Usability-Tests. Auf die Veröffentlichung von Screenshots muss ich auf Wunsch der evangelisch.de-Redaktion leider verzichten.

Community-Funktionen
Die Community beinhaltet als Kernfunktionen Blogs, Kreise (im Prinzip Gruppen) und eine Funktion, die als „Lebensbuch“ bezeichnet wird. Während die ersten beiden sich weitestgehend selbst erklären, erfordert zumindest letztere eine kleine Erläuterung: Ein Lebensbuch kann man für bestimmte Anlässe anlegen, z.B. eine Hochzeit oder eine Taufe, und  diesen Lebensabschnitt dann in Form von Texten und Bildern dokumentieren.

Eingeschränkte Vernetzungsmöglichkeiten
Etwas verwundert hat mich das gänzliche Fehlen von weitergehenden Werkzeugen für die Vernetzung, wie z. B. eine „klassische“ Freundschaftsfunktion. Auch die Suche nach anderen Mitgliedern ist im Prinzip nur möglich, wenn man ein Mitglied entweder bereits kennt oder man durch eine Aktivität (z. B. einen Blogbeitrag) auf ein Mitglied aufmerksam wird. Hintergrund: Das Sammeln von Kontakten und die auf anderen Plattformen praktizierte Selbstdarstellung sollen nach Auskunft der Redaktion nicht im Vordergrund stehen und daher beschränkt werden. Ein anderer Testteilnehmer stellte dazu mit einem Augenzwinkern fest, dass die Community „also nicht für Menschenfischer gemacht sei“. Historisch gesehen könnte man die Jünger Jesu als ausgesprochene Netzwerker bezeichnen und das Thema Gemeinschaft steht auch in vielen Glaubensfragen im Vordergrund. Um so mehr stellt sich die Frage, ob durch das Weglassen von Vernetzungsfunktionen nicht ein großer Motivationsfaktor für das Engagement der Community-Mitglieder verloren geht.

Optimierungsbedarf bei Bedienbarkeit
Aus Usability-Gesichtspunkten merkt man der Plattform an, dass sie auf dem Community-Framework Drupal basiert. Die Navigation ist wenig eingängig, streckenweise sehr überladen und erstreckt sich in einzelnen Bereichen auf bis zu 6 Navigationsebenen. Eindeutig zu viel, hier wird das Team bis zum offiziellen Start am 24.09.2009 noch nachbessern (müssen). Auf Basis des status quo werden auch Community-erfahrene Mitglieder vor eine hohe Hürde gestellt, wenn sie sich aktiv beteiligen möchten. Weniger ist hier oft mehr und letztlich erfreuen sich gerade bei einer breiteren Zielgruppe einfache Bedienkonzepte (wer-kennt-wen.de, gutefrage.net, u. ä.) großer Beliebtheit. Ein weiterer Vorteil: Das Community Management Team muss langfristig weniger Fragen rund um die Bedienung der Plattform beantworten.

Zielgruppe noch unklar
Auch die künftige Zielgruppe erschließt sich aus dem aktuellen Entwicklungsstand der evangelisch.de-Community noch nicht wirklich. Auf die Nachfrage aus dem Kreis der Testteilnehmer konnte diese Frage auch  durch die evangelisch.de-Redaktion nicht abschließend beantwortet werden. M. E. sollte bei der Entwicklung eines Community-Projektes diese Frage an erster Stelle stehen. Es ist tendenziell schwierig wenn nicht gar unmöglich ein Produkt zu entwickeln, wenn ich nicht klar ist, für wen es entwickelt wird und durch welchen Zusatznutzen es sich von anderen Projekten abheben soll. Im Prinzip also genau die Fragen, die klassischerweise auch Gegenstand jedes Businessplans sind.

Motiviertes Team
Neben den genannten Kritikpunkten möchte ich aber dem Team hinter evangelisch.de ein großes Lob aussprechen. Ich habe selten in einer großen und vergleichsweise konservativen Organisation ein so offenes und motiviertes Team erlebt. Glaube ist ein sehr emotionales Thema mit einer langen Historie, was gerade bei der Entwicklung neuer und frischer Ideen und Ansätze eine echte Herausforderung darstellt. Andererseits liegt gerade hierin auch eine große Chance, ein nachhaltiges und langfristig erfolgreiches Community-Projekt zu etablieren. Wenn die noch bestehenden Anfangshürden aus dem Weg geräumt werden können, traue ich dem evangelisch.de-Team diesen Schritt zu. Ich bin definitiv gespannt, wie sich das Projekt „evangelisch.de“ weiterentwickeln und vor allem wie das Community Management gestaltet werden wird.

Weitere Eindrücke (ergänzt am 30.07.2009)

Masse statt Klasse? Kommentar zum WiWo-Artikel „Die Macht der Kontakte“

Die Wirtschaftswoche (WiWo) hat sich aktuell wieder einmal dem Thema „Soziale Netzwerke“ angenommen. Wenn ich richtig gesehen habe, zusätzlich auch in der aktuellen Printausgabe.

Aufgefallen ist mir der Artikel „Soziale Netzwerke – Die Macht der Kontakte“ von WiWo-Autor Daniel Rettig, in dem er über Kontakte als beruflichen Erfolgsfaktor schreibt. Quintessenz: „Das beste Rezept lautet Masse statt Klasse“. Interessant ist dieser Artikel weniger, weil darin gänzlich neue Erkenntnisse zu finden wären, sondern vielmehr vor dem Hintergrund, dass dieser von der WiWo stammt und nicht aus der Blogosphäre. Gerade wenn man sich regelmäßig mit Akteuren aus dem Social Media-Umfeld umgibt, ist der Blick über den Tellerrand des Mikrokosmos aus Twitter, Blogs und Co. Gold wert. Nachfolgend einige Auszüge aus dem Artikel, die ich gerne kommentieren möchte:

Der US-Informatiker Robert Metcalfe vertrat sogar die Ansicht, dass der Nutzen, den jemand aus einem Netzwerk zieht, exponentiell mit der Gesamtzahl der Mitglieder steigt. Übertragen auf unser persönliches Netzwerk bedeutet dies: Je mehr Kontakte wir haben, desto besser.

Ich persönlich bin mir sehr sehr unschlüssig über diesen Punkt. Prinzipiell gibt es m. E. drei Netzwerk-Typen:

  • Der Qualitätsbewusste: bestätigt nur reale Kontakte und pflegt diese auch regelmäßig. Sprich: Besteht kein aktueller Kontakt, dann wird der Kontakt auch gelöscht.
  • Der Normalo: Gesunde Mischung aus realen und virtuellen Kontakten. Kontakte werden nach Bedarf und Tagesform geschlossen und bestätigt.
  • Der Sammler: Bestätigt alle Kontakte, sucht permanent neue Kontakte und läuft auf Veranstaltungen mit einem Notizblock umher, um ja keinen Namen (=Kontakt) zu verpassen. Motto: viel hilft viel.

Die Wahrscheinlichkeit einer Empfehlung ist bei realen Kontakten natürlich weitaus größer. Je mehr Kontakte ich habe, desto größer erscheint die Chance, auch von loseren Kontakten eine Empfehlung zu erhalten. Stellt sich die Frage, ob viele Kontakte „schaden“ können? Meine Einschätzung: Ja! Ich vermute stark, dass das „Schadenspotential“ davon abhängt, welcher Netzwerk-Typ mein Gegenüber ist: Der Qualitätsbewusste wird sich eher an einem Sammler stören, da er ein anderes Empfinden für den Aufbau und die Qualität von Netzwerken hat. Ob hier Chancen oder Gefahren überwiegen, muss jeder letztlich für seine in indivduelle Situation beurteilen. Und: Nicht jede Verbindung ist per se positiv. Verbindungen zu Kontakten, mit denen mein Gegenüber schlechte Erfahrungen gemacht hat, können ebenfalls kritisch bewertet werden.

Der US-Psychologe Herb Goldberg unterschied einst zwischen Nutzfreundschaften, Zweckfreundschaften und reinen Freundschaften. Erste werden nur geschlossen, wenn die Beteiligten voneinander profitieren, zweite können auch in der Freizeit entstehen, um gemeinsam Sport zu treiben. Die reine Freundschaft wiederum entspringt rein ideellen Motiven.

Vieles spricht dafür, dass dieses Trio um ein viertes Freundschaftsmotiv erweitert werden muss: die Netzwerk-Freundschaft.

Hat sich die Theorie von Goldberg tatsächlich überholt bzw. muss ergänzt werden? Ich denke nein. In meinen Augen ändert die Form der Kommunikation nichts an den eigentlichen Motiven für eine „Freundschaft“. Es mag sein, dass die Einschätzung des gegenseitigen Nutzens durch die Sozialen Netzwerke etwas verwässert worden ist. Allerdings werden so oder so auch bei einem Sammler-Typ Konktakte dann geknüpft, wenn er sich einen Nutzen davon verspricht. Und dem Gegenüber geht es genau so, sonst würde er den Kontakt nicht bestätigen. Was also soll man unter einer Netzwerk-Freundschaft verstehen?

Es geht nicht mehr darum, was man kann, sondern wen man kennt; nicht darum, was man weiß – sondern wer von einem weiß.

In dieser Form ist diese Aussage schlicht und ergreifend falsch. Wann gebe ich eine Empfehlung ab? Letztendlich nur dann, wenn ich von einer Person oder einem Produkt überzeugt bin. Empfehle ich jemanden aktiv weiter, wird dessen Leistung automatisch mit mir in Verbindung gebracht, egal ob positiv oder negativ. Es geht also letztlich natürlich auch darum, dass man etwas kann und weiß. Die Kunst besteht allerdings darin, auch die richtigen Leute zu kennen, die das Wissen über mein Können gerne und guten Gewissens mit anderen teilen.

Ähnliches gilt für Deutschland. Fast jede fünfte Führungskraft ist in sozialen Netzwerken aktiv und nutzt sie beruflich, ergab eine Forsa-Studie im Januar. Die repräsentative Umfrage belegt zudem, dass die Nutzung von beruflichen Netzwerken bei besser verdienenden Managern weiter verbreitet ist. Führungskräfte mit einem Haushaltseinkommen von über 4000 Euro sind bereits zu 28 Prozent beruflich in Online-Netzwerken aktiv.

Ah ja, ich muss gerade noch mal nachschauen, ob der Autor des WiWo-Artikels aus dem Marketing stammt… Im Umkehrschluss bedeuten diese Zahlen, dass auch 2009 noch rund 4/5 der deutschen Führungskräfte NICHT in sozialen Netzwerken aktiv sind. Dies bestätigt mein Bild, was ich von Konferenzen außerhalb des Internet-Umfelds habe. Gerade Unternehmer älteren Semesters nutzen primär oder ausschließlich ihr persönliches Offline-Netzwerk. Dies funktioniert hervorragend, da diese Kontakte ebenfalls nicht in Online-Netzwerken aktiv sind. Schaut man sich die Profile bei XING etwas genauer an, so finden sich dort bisher nur sehr wenige wirklich einflußreiche Führungskräfte. Ich bin mir sehr sicher, dass sich diese Quote über kurz oder lang zugunsten der Sozialen Netzwerke im Internet verschieben wird. Man darf aber einfach nicht die Augen davor verschließen, dass ein Großteil der Geschäfte momentan noch außerhalb der vielgerühmten Sozialen Netzwerke geschlossen werden.

Fazit
Erfreulich ist, dass das Thema „Soziale Netzwerke“ zunehmend auch Eingang in die klassischen Medien findet. Wir stehen hier aber trotz allem noch ganz am Anfang der Entwicklung.  Diesbezüglich würde ich mir eine etwas kritischere Hinterfragung der Informationen und Entwicklungen wünschen. Letztlich macht genau das Qualitätsjournalismus aus.

Von der Randerscheinung zum Massenphänomen – Netzwerke im Internet

Für das Alumniportal-Deutschland habe ich mich im Rahmen des Themas des Monats „Netzwerke im Internet“ mit der Frage beschäftigt, wie sich die Wahrnehmung der Online-Netzwerke in den letzten Jahren verändert hat. Der Artikel ist in Deutsch und Englisch veröffentlicht worden:

Über das Alumniportal-Deutschland:

Das Alumniportal Deutschland ist ein kostenloses Webangebot, das von fünf Organisationen der internationalen Zusammenarbeit getragen und von der Bundesregierung finanziert wird. Es bietet „Deutschland-Alumni“ die Möglichkeit, ihre Kompetenzen und Kontakte zu sichern, auszubauen und für ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu nutzen.

news.de-Artikel: Soziale Netzwerke – Keine Zielgruppe ohne Community

In Reaktion auf meinen Artikel „Social Netzworks – beginnt jetzt der Wildwuchs?„, in dem mich unter anderem auch kritisch über den Launch der Community des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) blutspender.net geäußert hatte, bin ich von der news.de-Redaktion zur Zukunft der Sozialen Netzwerke interviewt worden. Ein Teil davon ist in den news.de- Artikel „Soziale Netzwerke – Keine Zielgruppe ohne Community“ eingeflossen.

Friedrich-Ernst Düppe, Presseprecher des Blutspendedienstes des DRK, kommt in dem Artikel auch zu Wort. Ein kurzer Auszug:

Verabredungen zum Blutspenden sind laut Düppe Usus unter den zwei Millionen DRK-Spendern.

Und zum Thema asymmetrisches bzw. dezentrales Community Management, was mein Lösungsansatz für die Ziele des DRK gewesen wäre:

„Wir wollen kein Anhängsel eines anderen Netzwerkes sein, sondern selbst entscheiden, was wir den Spendern bieten und welche Qualitätsmaßstäbe wir an Dinge wie Datenschutz setzen“.

Dann steht ja einem durchschlagenden Erfolg des Projektes eigentlich nichts mehr im Wege… Nichtsdestotrotz wünsche ich dem DRK, dass die gewünschten Ziele auch „klassisch“ erreicht werden können. Immerhin dient blutspender.net ja einem guten Zweck!

Telekom Microstock-Community Polylooks – auf der Suche nach dem Mehrwert

Gestern ist mir eine Pressemitteilung der Deutschen Telekom aufgefallen, die es in einen bunten Strauss der Online-Nachrichten geschafft hat. Unter anderem Bild.de, Internetworld.de netzwertig.com und Golem.de haben darüber berichtet. Überschrift: „Deutsche Telekom startet Online-Bildagentur Polylooks“

Die Pressemitteilung verspricht einiges und hinter dem großen T steht schließlich zumindest nicht unerhebliches Kapital. Ein Auszug aus der Pressemitteilung:

Unter www.polylooks.de können sich Profi- und engagierte Hobby-Fotografen austauschen und ihr digitales Bildmaterial zum Kauf anbieten. Abnehmer sind Verlage, Werbe- und PR-Agenturen, Unternehmen und Privatpersonen, die gezielt nach hochwertigem Bildmaterial mit einer europäischen Ästhetik suchen. Neben einem Mediastore für Bilder und Illustrationen bietet das Portal ein Online-Fotomagazin sowie eine Public-Beta-Version der Community,in der sich Fotobegeisterte untereinander austauschen können.

Im ersten Gedanken an das inzwischen eingestellte ARD-Format „Polylux“ erinnert, habe ich mir im zweiten Schritt das Angebot von Polylooks etwas näher angeschaut. Nach ernüchternden 15 Minuten muss ich mir leider wieder einmal die Frage stellen: Schaut sich irgendjemand dort draußen auch mal die Konkurrenzsituation auf den Märkten an?

Konkurrenzangebote
Spontan fallen mir neben iStock, fotolia noch drei oder vier andere Dienste ein, die auf den Microstock-Markt abzielen. Ganz zu schweigen von dem zweiten Schwerpunkt der Plattform, der Community. Hier gibt es neben dem Platzhirsch fotocommunity.de schätzungsweise eine hoch zweistellige wenn nicht gar dreistellige Zahl an Communitys, die sich den (Hobby-)Fotografen annehmen.

Gut, wenn die Idee schon nicht innovativ ist, die „europäische Ästhetik“ werte ich subjektiv mal nicht als solche, sollte sich wenigstens ein Mehrwert für die Kunden ergeben. Schließlich werden in jedem Gründerseminar ganz am Anfang Fragen gestellt wie: Wie sieht der Markt aus? Wo sind die Defizite der bestehenden Angebote? Welchen Mehrwert / Nutzen stiftet gerade mein Projekt?

Fehlender Mehrwert
Auch nach genauerem Hinsehen ist es mir allerdings schwer gefallen, einen Mehrwert gegenüber bestehenden Angeboten zu finden. Ein Fokus soll anscheinend auf der Qualität der eingestellten Fokus gelegt werden. Nach den mir vorliegenden Infos sollen diese alle redaktionell geprüft werden. Aus eigener Erfahrung heraus bin ich gespannt, wie sich dies bei einer relevanten Größenordnung neuer Bilder bewerkstelligen und vor allem bezahlen lassen wird. Ein weiteres Kriterium: Wer Bilder verkaufen möchte, muss zunächst einen 10 Fragen umfassenden Test rund um Plattformregeln und allgemeine Einschätzung von Bildkriterien ablegen. Nur wer 9 der 10 Fragen richtig beantwortet, besteht den Test.

Beispielfrage:

Ich habe mein Foto nicht in digitalem Format vorliegen. Darf ich es einscannen und das eingescannte Foto bei Polylooks hoch laden?
Antwort 1: Ja, eingescannte Fotos in hoher Qualität sind erlaubt.
Antwort 2: Nein, eingescannte Fotos sind grundsätzlich nicht erlaubt.

Angesichts solcher Fragen und der Tatsache, dass der Test mit nahezu identischen Fragen beliebig oft wiederholt werden kann, stellt sich für mich die Sinnhaftigkeit für solche Maßnahmen. Keine Fragen, nach außen hin können solche Tests / Zugangshürfen sogar anspornend und auf evtl. Interessenten seriös wirken, im Grunde ist es in meinen Augen in diesem Fall aber eher Augenwischerei.

Teurer als die Konkurrenz
Auch über den Preis wird es sehr schwer für das neueste Community-Projekt der Telekom werden. Während es bei fotolia je nach Abomodell bereits bei 14 Cent pro Bild losgeht, kostet bei Polylooks selbst bei einer Kontoaufladung von 3699,- Euro brutto ein Bild im kleinsten Format noch stolze 74 Cent. Einzahlbar per Kreditkarte. Wohlgemerkt momentan ausschließlich, andere Verfahren wie Paypal werden gar nicht erst angeboten…

Die Mitglieder dürfen wählen
Dafür setzt man bei der Gestaltung des noch nicht existierenden Forums immerhin auf die Kraft der Web 2.0 Gemeinde: Die User dürfen nämlich darüber abstimmen, welche Funktionen sie denn gerne künftig für das Forum bzw. die Community haben möchten. Keine Frage, Polylooks steht noch ganz am Anfang der Entwicklung und grundsätzlich befürworte ich es sehr, dass die späteren Nutzer frühestmöglich in die Entwicklung eines Projekt eingebunden werden. Angesichts des Marktumfeldes stelle ich mir allerdings die Frage, ob man überhaupt genügend Mitglieder für ein einigermaßen aussagekräftiges Abstimmungsergebnis gewinnen kann. Von einer kritischen Masse für den Projekterfolg ganz zu schweigen.

Fazit
Polylooks ist hübsch anzusehen und mit der Telekom steht Kapital und mit Sicherheit auch entsprechend Manpower hinter dem Projekt. Auch das jetzt in Polylooks integrierte und bereits seit 2008 bestehende hauseigene Online-Fotomagazin „Augenblicke“ ist durchaus einen Blick wert. Aber auch nicht mehr.

Angesichts des aktuellen Projekstandes würde ich wirklich gerne einmal einen Blick auf die (im Vorfeld hoffentlich erstellte) Konkurrenzanalyse für das Projekt werfen. Die Konkurrenz ist groß und ohne echten Mehrwert gegenüber bestehenden Angeboten gibt es schlicht und ergreifend keinen Grund, einem bestehenden Angebot den Rücken zu kehren. Da drängt sich schon fast die Vermutung auf, dass auch dieses Projekt  den bisherigen Community-Unternehmungen aus dem Telekom-Umfeld (wir erinnern uns: T-Online Chat, T-Community.com, Wir.de, cyworld.de) in absehbarer Zeitauf den Community-Friedhof folgen wird.

Nichtsdestotrotz bin ich auf die weitere Entwicklung des Projektes gespannt und drücke den Machern die Daumen. Vielleicht findet ja doch noch ein kreativer Kopf den Weg in das Entwicklungsteam, der einen echten Mehrwert für das Projekt generieren kann. Meine Kontaktdaten sind im Impressum zu finden… 😉

Update 03.10.2010
Die Telekom stellt das Projekt Polylooks zum 31.12.2010 ein: Meldung InternetWorld

„Die Ergebnisse haben leider nicht den Erwartungen entsprochen“, begründete eine Telekom-Sprecherin die Stilllegung des Dienstes.

Artikelserie „Eigener Manager oder externer Dienstleister“ auf iBusiness

Meine Artikelserie zum Thema „Community Management: Eigener Manager oder externer Dienstleister?“ wird in überarbeiteter Fassung auch auf dem Wissensportal iBusiness.de aus dem HighText-Verlag veröffentlicht. Start der dreiteiligen Serie ist heute, der zweite und dritte Teil der Serie folgen am 27.03.2009 und 30.03.2009.

Neuer Bereich – Kurznachrichten im Community Management Blog

Ab heute gibt es im Community Management Blog einen neuen Bereich: Kurznachrichten. In dieser Kategorie findet ihr interessante und aktuelle Mitteilungen aus den Bereichen Community Management, Community Building, Web 2.0 und Online-Communitys, die es (noch) nicht in einen ausführlicheren Artikel im Community Management Blog geschafft haben.

Die Kurznachrichten können auch separat via RSS abonniert werden:  Kurznachrichten RSS

Community-Management Blog goes Twitter

Ende Mai 2008 habe ich dieses Blog gestartet, um über meine Einschätzungen, Erfahrungen und Ideen rund um das Themengebiet Community-Management zu schreiben. Dabei war und ist es mir wichtig, dass der Schwerpunkt der Beiträge sich ausführlicher mit einem bestimmten Thema beschäftigt und der Blog keine Ansammlung von kopierten Newsmeldungen wird. An diesem Vorsatz möchte ich auch weiter festhalten. Nachteil des Ganzen: Aus Zeitgründen komme ich momentan (leider) nur selten dazu, mehr als einen Beitrag pro Woche zu schreiben. Und letztendlich fällt dadurch auch vieles unter den Tisch, was meines Erachtens durchaus von Interesse ist, aber nicht seinen Platz innerhalb eines Beitrags findet. Genau für diesen Aspekt gibt es natürlich ein ganz hervorragendes Werkzeug: Twitter

Von vielen geliebt, von einigen aber durchaus auch gehasst, eignet sich Twitter ganz hervorragend dafür, all die Ideen und Erfahrungen aus dem Community-Management zu verarbeiten und zu teilen, die sich aus der täglichen Arbeit heraus ergeben. Und natürlich entsteht mit Twitter auch ein spannender Feedback-Kanal, um sich mit anderen Community-Managern und Interessierten über das Thema Community-Management auszutauschen. Für mich persönlich ein Versuch, ob es ein „erfolgreicher“ wird, dürfen dann die Follower entscheiden.

In diesem Sinne: Please follow me! 😉