Community-Management Blog goes Twitter

Ende Mai 2008 habe ich dieses Blog gestartet, um über meine Einschätzungen, Erfahrungen und Ideen rund um das Themengebiet Community-Management zu schreiben. Dabei war und ist es mir wichtig, dass der Schwerpunkt der Beiträge sich ausführlicher mit einem bestimmten Thema beschäftigt und der Blog keine Ansammlung von kopierten Newsmeldungen wird. An diesem Vorsatz möchte ich auch weiter festhalten. Nachteil des Ganzen: Aus Zeitgründen komme ich momentan (leider) nur selten dazu, mehr als einen Beitrag pro Woche zu schreiben. Und letztendlich fällt dadurch auch vieles unter den Tisch, was meines Erachtens durchaus von Interesse ist, aber nicht seinen Platz innerhalb eines Beitrags findet. Genau für diesen Aspekt gibt es natürlich ein ganz hervorragendes Werkzeug: Twitter

Von vielen geliebt, von einigen aber durchaus auch gehasst, eignet sich Twitter ganz hervorragend dafür, all die Ideen und Erfahrungen aus dem Community-Management zu verarbeiten und zu teilen, die sich aus der täglichen Arbeit heraus ergeben. Und natürlich entsteht mit Twitter auch ein spannender Feedback-Kanal, um sich mit anderen Community-Managern und Interessierten über das Thema Community-Management auszutauschen. Für mich persönlich ein Versuch, ob es ein „erfolgreicher“ wird, dürfen dann die Follower entscheiden.

In diesem Sinne: Please follow me! 😉

Der Community-Manager als PR-Feuerwehrmann

Community-Manager mit PR-Aufgaben
Das Berufsbild des Community-Managers ist vielfältig: Von der Betreuung der Foren, über die Planung der Community-Features bis hin zu redaktionellen Tätigkeiten. Neben der Betreuung der „internen Community“, ist der Community-Manager teilweise auch für die Betreuung der „externen Community“ zuständig, auch als asymmetrisches bzw. dezentrales Community-Management bezeichnet. Unter „externe Community „verstehe ich dabei neben Netzwerk-Größen wie StudiVZ, XING, Facebook u.ä. vor allem auch Diskussionen und Beiträge in Foren und Blogs. Während die klassischen Medien (Zeitungen, Zeitschriften, TV) im Regelfall von der PR-Abteilung eines Unternehmens gescannt werden, fallen dem Community-Manager im Rahmen der neuen Medien (neben seinen weiteren Funktionen) auch verstärkt PR-Aufgaben zu, oft in der Rolle eines PR-Feuerwehrmanns. Durch die Nähe zur Zielgruppe, zum Medium und idealerweise auch zum Thema (z.B. dem Produkt des Unternehmens) eine durchaus sinnvolle Aufgabenverteilung.

Unterstützung im Unternehmen
Wird beispielsweise in einem Blog ein kritischer Beitrag zum Unternehmen / Produkt veröffentlicht, stehen dem Community-Manager in seiner Funktion als PR-Feuerwehrmann verschiedene Optionen offen:

  1. Ignorieren
  2. Selbst auf den Beitrag reagieren, z.B. in Form eines Kommentars
  3. Rücksprache im Unternehmen mit den zuständigen Ansprechpartnern halten, um z.B. eine entsprechende Reaktion abzustimmen

Während die Varianten 1 + 2, ob sinnvoll oder nicht sei dem Einzelfall vorbehalten, durch den Community-Manager alleine bewerkstelligt werden können, setzt Variante 3 die Unterstützung von weiteren Personen voraus. Betrachtet man den Unternehmensalltag und die allgegenwärtige Arbeitsüberlastung in den meisten Unternehmen, so ist eine angemessene Reaktionszeit nur dann zu gewährleisten, wenn die zuständigen Ansprechpartner sich der Wichtigkeit des Anliegens bewusst sind und es mit einer entsprechenden Priorität behandeln.

In der Realität sind sich allerdings nur die wenigsten MItarbeiter bewusst, welchen Stellenwert die neuen Kommunikationswege in Form von Blogs, Foren, Twitter und Co. inzwischen eingenommen haben. Aus einem (vermeintlich) überschaubaren Problem kann sich schnell eine größeres Entwickeln, was sich eben nicht mit einer Gegendarstellung, Dementierung o.ä. leicht wieder aus der Welt schaffen lässt.

Präventive Sensibilisierung von Kollegen und Mitarbeitern
Nimmt man Community-Manager eine Rolle als PR-Feuerwehrmann wahr oder ist generell auf eine entsprechendes Problembewusstsein bei Mitarbeitern und Kollegen angewiesen, empfiehlt sich eine präventive Sensibilisierung für die Themen Kommunikation in neuen Medien und natürlich Community-Management im Allgemeinen.

Im ersten Schritt sollten die relevanten Ansprechpartner identifiziert werden. Für die eigentliche Information der Ansprechpartner bieten sich, natürlich abhängig vom jeweiligen Unternehmen, folgende Kommunikationsmittel:

  • E-Mail Rundschreiben
  • Intranet
  • Kurzschulung (eine Art Internet-Fahrstunde)
  • Persönliche Ansprache
  • Informelle Gespräche, z.B. in der Mittagspause

Neben einer allgemeinen Einführung zum Thema eignen sich Beispiele aus der Praxis bestens, um eine entsprechende Sensibilisierung für das Thema zu erreichen. Als transparente Beispiele für die Schlagkraft der neuen Kommunikationswege können hier u.a. die StudiVZ-AGBs, der Rückzug von XING-Gründer Lars Hinrichs oder auch der Blog-Verkauf von Basicthinking dienen, der es ebenfalls bis ins Fernsehen geschafft hat.

Während man interessierte MItarbeiter erfahrungsgemäß relativ leicht ins Boot holen kann, wird es bei anderen Kollegen schwieriger werden. Hier ist unter Umständen die Unterstützung der Vorgesetzten oder der Geschäftsleitung sinnvoll, um das Thema mit einer entsprechenden Priorität den relevanten Ansprechpartnern näher bringen zu können.
Bleibt keine Zeit für präventive Maßnahmen, ist, wie so oft, wieder die Kommunikationsstärke des Community-Managers gefragt.

BVCM jetzt eingetragener Verein – Beitrittserklärung online

Rund zwei Monate nach der Gründungsversammlung im Rahmen des Berliner Community-Camps darf sich der Bundesverband Community Management e. V. (BVCM) ab sofort als eingetragener Verein bezeichnen. Während in den internen Arbeitskreisen an vielen Themen schon fleißig gearbeitet wird, kann der BVCM somit jetzt auch offiziell seine Arbeit als Interessensvertretung der noch sehr jungen Disziplin Community-Management aufnehmen. Herzlichen Glückwunsch!

Seit kurzem steht auch die Beitrittserklärung zum Download auf der BVCM-Website bereit. Alle Community-Manager sind herzlich eingeladen beizutreten und somit den BVCM in seiner Arbeit zu unterstützen.

Buch-Rezension: Gestatten: Elite – Auf den Spuren der Mächtigen von morgen

Ausnahmsweise mal kein Rezensionsexemplar, sondern ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum, ist das Buch Gestatten: Elite – Auf den Spuren der Mächtigen von morgen aus der Feder der jungen Journalistin und Autorin Julia Friedrichs.

Das Erstlingswerk von Julia Friedrichs hat Anfang letzten Jahres vor dem Hintergrund der aktuell immer wieder aufkeimenden Elite-Diskussion für Diskussionsstoff (1, 2) gesorgt und dem Buch zur inzwischen 8. Auflage verholfen. Angeregt durch Bewerbungsgespräche mit der namhaften Unternehmensberatung McKinsey und mit einem lukrativen Job-Angebot der Firma in der Tasche, hat sich die Autorin bewusst gegen die Karriere in der Unternehmensberatung entschieden und sich stattdessen 1 1/2 Jahre lang auf die Spuren der Elite in Deutschland begeben. Die Stationen reichen dabei von der Vorschule mit Kinder-Yoga und Englisch-Unterricht für Zweijährige über Elite-Internate bis hin zu privaten Hochschulen wie der European Business School. Dabei macht die Autorin deutlich, dass der vielgepriesene Ansatz der „Leistungs-Elite“ in Deutschland nur in den wenigsten Fällen der Realität entspricht, auch wenn dies im Rahmen der Diskussion um die Elite-Förderung, nicht nur von Politikern, gerne ins Feld geführt wird. Die Herkunft ist nach den Ergebnissen der Autorin in den meisten Fällen viel entscheidender als die Leistung.

Der Netzwerkfaktor
Dem geneigten Leser des Community-Management Blogs stellt sich spätestens jetzt die Frage: Wo ist hier der Bezug zum Thema Community-Management? In nahezu allen Stationen, die Julia Friedrichs im Rahmen ihrer Recherchen ansteuert, spielt vom Kindergarten bis hin zum Studium ein Element eine entscheidende Rolle: Das Netzwerk. Neben der Ausbildung als solches sind die Elite-(Hoch-)Schulen nach amerikanischem Vorbild wahre Meister darin, die Studenten untereinander, mit den Alumni und Vertretern der Wirtschaft zu vernetzen. Was vielen anderen, meist staatlichen, Einrichtungen nur schwer gelingt, schaffen die privaten Einrichtungen nicht nur für die Zeit der Ausbildung. teilweise halten diese Netzwerke / Seilschaften ein Leben lang.

Neben den realen Netzwerken schaut sich die Autorin auch in geschlossenen Online-Netzwerken wie schwarzekarte.de und dem inzwischen geschlossenen reicher-als-du.de um. Beide Netzwerke sind nach dem Vorbild von aSmallWorld aufgebaut und nehmen neue Mitglieder nur auf Basis von Einladungen auf. Ziel: Den Zugang beschränken, somit das Interesse von Außenstehenden an einer Mitgliedschaft erhöhen und natürlich den Mitgliedern ein Gefühl des Besonderen zu vermitteln.

Fazit
Gestatten: Elite – Auf den Spuren der Mächtigen von morgen ist ein kurzweiliges Sachbuch, was interessante Einblicke in die Ausbildung der (teilweise selbsternannten) Eliten in Deutschland liefert und mehr als einmal zum Schmunzeln, Nachdenken oder schlichtem Kopfschütteln animiert. Der Bezug zum Thema Community-Management wird erst auf den zweiten Blick deutlich, durch den Blick hinter die Kulissen der meist privaten Bildungseinrichtungen erhält man aber interessante Einblicke in den Aufbau und die Bedeutung von wertvollen und beständigen Netzwerken, offline wie online.

Details zum Buch

  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Erscheinungsdatum: Februar 2008
  • ISBN-10: 345550051X
  • ISBN-13: 978-3455500516
  • Amazon-Link

Selbst Autor oder Verleger?
Gerne freue ich mich über (weitere) Rezensionsexemplare aus dem Community-Bereich zur Vorstellung im Rahmen dieses Blogs. Bei Interesse bitte kurze Nachricht an mich oder einfach einen Kommentar hier im Blog hinterlassen.

Bewertung von Community-Managern durch Mitglieder: Vermischung von Job und anderen Tätigkeiten

Im Rahmen des letzten Frankfurter Community-Stammtisches in 2008 hat Dirk Songür einen spannenden Vortrag rund um das Thema „Community Management in Massive Multiplayer- und Onlinegames“ gehalten.

Beurteilung von Community-Managern in der Gaming-Branche
Gegenstand der Diskussion war unter anderem das starke Engagement eines großen Anteils der Online-Gamer, verbringen diese doch oft einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit mit dem Spiel selbst bzw. mit dem Austausch über das Spiel. Damit geht gerade im Gaming-Bereich auch eine besondere Beobachtung und Beurteilung der Community-Manager einher, nicht zuletzt auch dadurch bedingt, dass sich diese häufig aus passionierten (ehemaligen) Gamern rekrutieren.
Eine Schlussfolgerung aus dem Vortrag: Gerade im Gaming-Bereich werden die Community-Manager nicht nur nach dem beurteilt, was sie im direkten Bezug auf ihren Job machen, sondern es findet auch verstärkt  Beachtung, was die Person außerhalb ihrer beruflichen Rolle äußert und wie sie sich verhält.

Phänomen betrifft nicht nur Gaming-Branche
Angeregt durch den spannenden Vortrag habe ich mich etwas näher mit dieser Thematik beschäftigt. Mein erstes Gefühl tendierte eher zu einem Sonderfall, bei näherem Hinsehen handelt es sich dabei allerdings keineswegs um ein Phänomen, was alleine in der Gaming-Branche zu finden ist. In der Gaming-Branche scheint dieser Aspekt aufgrund der längeren Historie des Community-Managements und dem hohen Involvement der Spieler allerdings ausgeprägter als in anderen Community-Bereichen.

Praxisbeispiele
Dazu zwei Beispiele aus der Praxis: Eine Community-Managerin wird am nächsten Tag von einem ihr bisher unbekannten Mitglied via Messenger angesprochen, wie es denn am Vorabend im Kino gewesen sei. Zweites Beispiel ist ein Community-Betreiber, der öffentlich massiv angegriffen wurde, da eine Nebentätigkeit nach Meinung einiger Mitglieder nicht mit der von ihm betreuten Community vereinbar sei. Und dabei handelte es sich nicht um eine Nebentätigkeit, die in irgendeiner Form bedenklich war oder einen Bezug zu der betreuten Community hatte.

Verschmelzung von Community-Management und anderen Tätigkeiten
Aus diesem Umstand ergeben sich Anforderungen an Community-Manager, die so auf den ersten Blick nicht zu erkennen und vor allem auch kaum zu steuern sind: Mit der Aufnahme einer Tätigkeit als Community-Manager verschmelzen Job und weitere Tätigkeiten aus Mitgliedersicht in einigen Fällen beinahe nahtlos. Es findet keine losgelöste Bewertung des Jobs mehr statt, sondern vielmehr eine Bewertung der Gesamtperson. Primär wird sich dieses Phänomen auf das Online-Leben beschränken, das Kino-Beispiel zeigt allerdings, dass es hier definitv keine klare Grenze gibt. Auch habe ich auch von einem Beispiel gehört, bei dem Mitglieder plötzlich vor der Bürotür standen. Dieser Effekt verstärkt sich, je größer das Involvement der Mitglieder ist und je zentraler / präsenter die Rolle des Community-Managers ist.

Community-Manager erreichen eine große Zahl von Menschen
Neben Community-spezifischen Aspekten spielt hier auch die reine Mathematik in Verbindung mit dem Web 2.0-Gedanken eine Rolle: Community-Manager erreichen mit ihrer Arbeit eine Vielzahl an Menschen, die früher sonst nur in klassischen Medien wie dem Fernsehen denkbar waren. Durch die Bindung an die Community und den (scheinbar) intensiven Kontakt entstehen dabei für einen Teil der Community-Mitglieder enge Bindungen an den Community-Manager, was durchaus auch eine entsprechende kritische Bewertung des Community-Managers zur Folge haben kann. BVCM-Vorstandsmitglied Tom Noeding hat Community-Managern in diesem Zusammenhang treffenderweise durchaus auch Popstar Rockstar-Qualitäten attestiert. 😉

Auswirkungen auf die Praxis
Für die praktische Arbeit als (engagierter) Community-Manager lässt sich dieses Phänomen nicht gänzlich umgehen. Im ersten Schritt sollte man sich dieses Umstands bewusst werden und auch bei Äußerungen und Tätigkeiten außerhalb des eigentlichen Jobs als Community-Manager entsprechend berücksichtigen. Zusätzlich ist es sinnvoll, eine entsprechende Distanz zu den Mitgliedern zu wahren, was letztendlich auch die eigentliche Arbeit als Community-Manager erleichtert.

Erfahrungsgemäß schätzen die meisten Community-Manager den Kontakt zu den von ihnen betreuten Mitgliedern, so dass eine gewisse Öffentlichkeit und der daraus resultierende (und meist sehr nette) Kontakt zu den Mitgliedern, auch außerhalb der Arbeitszeiten, durchaus interessant sein können. 😉

Weihnachtsgrüße – nein danke

Die im vorhergehenden Beitrag angekündigten Themen muss ich leider auf den Januar verschieben. Der Community-Management Blog macht sozusagen Weihnachtspause.

Apropos Weihnachten: In kurzen Abständen trudeln gerade über die verschiedensten Medien-Kanäle nett gemeinte Weihnachtsgrüße ein. Und das können bei aktiven Community-Nutzer sehr, sehr viele werden. Über die ein oder andere persönliche Nachricht freut man sich noch, bei hochindividualisierten Nachrichten wie „Liebe/r Frau/Herr Max Mustermann“ ist die Schmerzgrenze allerdings doch recht schnell erreicht.

Mein Tipp für das „Weihnachts-Community-Management“: Ein Weihnachtsgrüße Thread im Forum oder eine Weihnachtsmann-Gruppe erfüllen ihren Zweck und lassen vor allem dem User die Wahl, wie hoch die individuelle Weihnachts-Dosis in diesem Jahr sein soll.

Was uns die Zukunft bringt…

Neben der aktuellen Entwicklung im Bereich Community-Management ist für mich auch von Interesse, was denn künftig Einfluss auf das Themengebiet und damit auf die Arbeit der Community-Manager haben wird.

Mobile und parallele Nutzung
Zwei Dinge werden die Arbeit und Entwicklung m. E. künftig maßgeblich beeinflussen: Zum einen die zunehmende Verbreitung mobiler Endgeräte und zum anderen eine Generation von Menschen, für die intensive Mediennutzung und Kommunikation immer selbstverständlicher (und evtl. auch nebensächlicher) werden. Mit diesen beiden Abspekten möchte ich mich in den nächsten Wochen im Rahmen des Blogs auseinandersetzen.

Folgendes Zitat von Michael Stenberg, Chef der mobilen Dienste bei Yahoo, habe ich vor einigen Tagen auf turi2 entdeckt. Besser kann dieser Aspekt der künftigen Entwicklung wohl nicht zusammengefasst werden:

Wenn Sie heute Jugendliche ansehen: Da läuft der PC, da läuft ein Chat, da wird etwas runtergeladen, da läuft Musik im Hintergrund, parallel wird noch eine SMS geschrieben. Wenn man fragt, was tust du, sagt er: ‚Nichts, ich spiel nur so rum.

Buch-Rezension: Geld 2.0 – Geld verdienen im Web 2.0

Die Autoren von Geld 2.0 – Geld verdienen im Web 2.0, Vladimir Simovic und Christopher Meil, haben mir freundlicherweise ein Rezensions-Exemplar zur Verfügung gestellt.

Viele Web 2.0 Projekte schreiben noch rote Zahlen, nur wenige Community-Projekte haben es bisher geschafft, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Um so gespannter bin ich natürlich, wenn sich Autoren dieses Themas annehmen. Um eines vorwegzunehmen: Geld 2.0 ist keine theoretische Abhandlung über die Monetarisierung von größeren Community-Projekten, sondern eher ein praxisorientierter Ratgeber für Blogger und Betreiber von kleineren Community-Projekten. Level nach eigenem Anspruch: Anfänger bis Fortgeschrittene. Ergänzt wird das Buch Web 2.0-gemäß mit einer Website zum Buch, die (künftig) Austausch ermöglichen und Aktualisierungen zur Verfügung stellen soll.

Schritt für Schritt-Anleitungen
Nach einer allgemeinen Einführung zum Thema Geld verdienen im Internet und was es dabei zu beachten gibt, sind die nachfolgenden Kapitel sehr praxisorientiert. Für meinen Geschmack etwas zu sehr: die Autoren geben detailierte Anleitungen, wie man sich unter anderem bei Google Adsense, Amazon und Share-IT anmeldet und schilden die ersten Schritte bis hin zur Einbindung des HTML-Codes. Neben der ausführlichen Vorstellung der größeren Programme gibt es noch einen bunten, aber nicht uninteressanten, Rundumschlag über die verschiedenen Verdienstmöglichkeiten rund um Blogs und Co. Angereichert werden die Anbieter-Vorstellungen mit Verdienstmöglichkeiten aus der Praxis, die primär auf der 2007er Einkommen-Studie von A-Blogger Robert Basic und auf eigenen Erfahrungen der Autoren basieren. Zeitweise musste ich bei Tipps wie „Höherer Traffic kann die Umsätze steigern“ allerdings schon ein großes Fragezeichen neben den Sinngehalt machen. 😉

Theorie und Stimmen aus der Praxis
Für alle, die sich zumindest schon rudimentär mit dem Thema Geld verdienen im Web 2.0 auseinandergesetzt haben, wird es im zweiten Teil des Buches interessant. Dort geht es um die Selbstvermarktung von Web-Projekten, konkret um das Finden von Werbekunden, Sponsoren und Spendern. Das Kapitel liefert einen wirklich guten Überblick und sorgt auch bei Fortgeschrittenen für den ein oder anderen Aha-Effekt. Im Anschluss gibt es eine Reihe von Interviews mit bekannten und weniger bekannten Personen aus dem Web 2.0-Umfeld, die allesamt eigene Projekte betreiben und aus dem Nähkästchen plaudern. Mit dabei unter anderem Andreas Armbruster (teliad), Annik Rubens (Schlaflos in München) und Robert Basic (basicthinking). Wer also schon immer mal wissen wollte, was Robert mit seinem Blog aktuell einnimmt, dem sei dieses Praxis-Kapitel wärmstens empfohlen. Im letzten Abschnitt geben die Autoren nochmal einen Überblick darüber, wie man am besten mit dem Geld verdienen auf dem eigenen Projekt startet und wie sich die Verdienstchancen optimieren lassen. Kurzweilig und auch für Einsteiger in die Verkaufspsychlogie verständlich geschildert.

Fazit
Geld 2.0 – Geld verdienen im Web 2.0 ist in erster Linie ein Praxisratgeber für Blogger und Betreiber kleinerer Online-Communities. Wer sich mit Adsense und Co. schon näher befasst hat, kann die ersten Abschnitte guten Gewissens querlesen und erst im zweiten Teil des Buches einsteigen. Wirkliche Einsteiger finden im ersten Abschnitt Schritt für Schritt-Anleitungen für die größten Affiliate- /Werbe-Programme. Der zweite Abschnitt ist aber auch für Fortgeschrittene durchaus interessant. Die Autoren geben einen guten Überblick über die Thematik „Geld verdienen“, abgerundet mit Stimmen aus der Praxis. In wie weit sich allerdings die ebenfalls als Zielgruppe genannten Marketing- und Werbeleiter sowie Verkaufs- und Vertriebsverantwortliche in dem Buch wiederfinden sollen, erschließt sich mir persönlich nicht. Auch hier ist weniger wohl manchmal mehr. 😉

Details zum Buch

  • Verlag: Mitp-Verlag
  • Erscheinungsdatum: Juni 2008
  • ISBN-10: 3826659198
  • ISBN-13: 978-3826659195
  • Amazon-Link

Selbst Autor oder Verleger?
Gerne freue ich mich über weitere Rezensionsexemplare aus dem Community-Bereich zur Vorstellung im Rahmen dieses Blogs. Bei Interesse bitte kurze Nachricht an mich oder einfach einen Kommentar hier im Blog hinterlassen.

deinfussballclub.de – eine Community spielt Fußballmanager

Als Community-Manager und Internet-Fan lebe ich das vielgepriesene Web 2.0 gut und gerne. Was mir in Gesprächen und auf Konferenzen immer wieder etwas Kopferzerbrechen bereitet ist, dass die ganze Web 2.0 Szene immer noch ein kleiner Mikrosmos ist, der ein wenig von sich selbst lebt. Ein gutes Beispiel dafür ist das vielgelobte Twitter. Innerhalb der Szene ein beliebtes Kommunikations- und Selbstdarstellungswerkzeug, außerhalb der Szene, selbst bei relativ Internet-affinen Personen im passenden Alter, nahezu unbekannt.

Um so wichtiger ist es daher in meinen Augen, bei der Konzeption von Online-Communities immer auch ein wenig im Auge zu behalten, wie man mit einem neuen Community-Projekt auch Menschen außerhalb der Szene erreichen kann, so wie es z. B. wer-kennt-wen.de mit einer unschlagbar einfachen Handhabung vorgemacht hat.

deinfussballclub.de

Logo deinfussballclub.de
Logo deinfussballclub.de

Vor einigen Tagen bin ich, vermutlich als einer der letzten, über das Projekt deinfussballclub.de gestolpert. Worum geht es: Fast jeder (Mann) kennt aus seiner Jugendzeit das Spiel Fußballmanager, bei dem es gilt, durch kluge Entscheidungen die eigene Mannschaft sportlich und wirtschaftlich an die Spitze zu bringen. Dieses Prinzip überträgt deinfussballclub.de nach dem Vorbild von myfootballclub.co.uk ins reale Leben. Die Mitglieder können ab Anfang 2009 in vielen Fragen die Vereinsaktivitäten für die reale NRW-Liga Mannschaft S.C. Fortuna Köln aktiv mitbestimmen, z. B. kann per Internetvoting vor einem Spiel über die Mannschaftsaufstellung mitentschieden werden. Betrachtet man sich die Fußballplätze und Stadien dieser Welt, ist dieses Konzept schlichtweg genial. Ich wage zu behaupten, dass sich fast jeder enthusiastische Fußball-Fan mindestens schon einmal als den besseren Trainer gesehen hat. 😉

Zahlende Mitglieder
Was mich fasziniert an diesem Konzept: Die Verbindung eines funktionierenden Geschäftsfeldes (Fußball) mit den Möglichkeiten, die moderne Online-Communities bieten. Dieses Konzept hat, sofern man den offiziellen Statistiken glauben darf, bereits über 11.000 zahlende Fans überzeugt, die bereit sind knapp 40 Euro jährlich zu bezahlen. Und dies nicht nur, wie es zu erwarten wäre, ausschließlich in der Heimatregion des Vereins, sondern in der ganzen Republik und sogar aus dem Ausland. Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, dass kostenpflichtige Social Networks nicht per se Utopie sind, sondern den meisten einfach das entsprechende Konzept fehlt.

Grenzen und Kritik
Natürlich hat dieses Projekt auch Grenzen und Kritiker. Letztlich wird man, gerade in der Anfangsphase, die letzte Entscheidungsgewalt, beispielsweise für die Mannschaftsaufstellung, dem Trainer überlassen müssen. Weiterhin sieht die Planung vor, dass die Fans maximal 49% der Anteile an der künftigen Spielbetriebs-GmbH halten werden. Vor allem wird das Projekt noch beweisen müssen, in wie weit sich die Faszination langfristig aufrecht erhalten lässt, gerade wenn es sportlich nicht rund läuft, und welche Entscheidungen man alleine der Community überlassen kann. Und dann gab es natürlich noch Kritik an Sönke Wortmann, der sozusagen das prominente Gesicht für das Projekt ist. Wie im realen Leben des Fußball-Fans… 😉

Alles in allem bin ich wirklich gespannt auf den weiteren Verlauf des Projektes. Im Grunde gibt es hier eine, in dieser Intensität meines Wissens in Deutschland bisher einzigartige, Verknüpfung aus realen (Stadion) und virtuellen (Website) Anforderungen für das Community-Management. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Projekt und das Team dahinter schlagen werden.

Und natürlich: Wer von Euch ist denn schon Mitglied und was waren die Beweggründe?

Video: Katastrophen in der Social-Media Nutzung vermeiden

Patrick O’Keefe hat in seinem Blog managingcommunities.com ein interessantes Video von der Blog World & New Media Expo 2008 veröffentlicht. Inhalt ist eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung, bei der es um das Thema „Avoiding Disaster: How Not to Use Social Media“ ging. Auf deutsch: „Katastrophen vermeiden: Wie man Soziale Medien nicht nutzen sollte“.

Auch wenn die letzten 15 Minuten der Diskussionsrunde nach eigener Aussage von Patrick nicht geladenen Akkus zum Opfer gefallen sind, die ersten 45 Minuten der wirklich gut besetzten Runde sind auf jeden Fall interessant und sehenswert. Wenn auch, zumindest von der Sprache her, nicht immer leicht zu verstehen… 😉